Die GUW präsentiert „Alte Bauernregeln“

Eigentlich ist es wie immer. Auf einmal ist es fast schon wieder Juni und wir sind mittendrin in der Gartensaison.

Der Garten im Juni

Die Gefahren von Corona scheinen erstmal gebannt und nach einem gefühlt nasskalten Frühling – vor allem im Vergleich zu den vergangenen Jahren – ist es wieder Zeit, nach vorne zu blicken. Um einzuschätzen, wie es wettermäßig weitergeht, bieten sich die alten Bauernregeln an. Und davon gibt es im Juni so einige.

Schafskälte

Bei der Schafskälte handelt es sich um ein Wetterphänomen, das in der Regel um den 11. Juni herum zu beobachten und durch ungewohnt kühle und feuchte Luft gekennzeichnet ist. Zwischen dem 4. und 20. Juni kann es in Mitteleuropa zu einem Kälteeinbruch kommen, bei dem die Temperaturen auf unter 10 Grad fallen. Grund für dieses Phänomen ist die unterschiedliche Erwärmung von Land- und Wassermassen, da das Festland bereits stark erwärmt, das Meer jedoch noch relativ kalt ist. Durch die gegensätzlichen Temperaturen können Tiefdruckgebiete entstehen, die mit einer Drehung der vorherrschenden Windrichtung Kaltluft aus dem polaren Norden nach Mitteleuropa bringen und dort für das ungewöhnlich kalte Wetter sorgen. Der Name Schafskälte ist übrigens darauf zurückzuführen, dass ein solcher Kälteeinbruch tatsächlich lebensbedrohlich für bereits geschorene Schafe sein kann. Viele Bauern beginnen daher erst zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Scheren ihrer Herde und stellen sicher, dass insbesondere Mutter- und Jungtiere ihr Fell bis nach der Schafskälte behalten.

Johanni(s)tag

Der 24. Juni ist der Tag, an dem die katholische Kirche die Geburt Johannes‘ des Täufers feiert. Oft wird ein sogenanntes Johannisfeuer entzündet, das zugleich die gerade stattgefundene Sommersonnenwende markiert und in abgeänderter Form auch als heidnisches Ritual genutzt wird, um z. B. Unheil und Krankheit abzuwenden. Spargelfans hingegen kennen den 24. Juni vermutlich eher als den Tag, an dem die aktuelle Spargelsaison zu Ende geht. Denn eine Spargel-pflanze benötigt eine lange Periode frostfreier Tage, damit sich aus einer Stange im Boden ein Busch (das Spargelkraut) entwickeln kann. Über Photosyntheseprozesse liefert das Spargelkraut der Pflanze die nötige Energie, auch im kommenden Jahr wieder auszutreiben und neue Stangen bilden zu können. Tatsächlich versucht eine Spargelpflanze immer wieder, sich zu einem Busch zu entwickeln – nur enden die meisten Versuche vorzeitig als Spargelstange auf den Tellern der Verbraucher. Frischer Spargel, der nach dem 24. Juni angeboten wird, stammt in der Regel aus der Ernte einer Spargelanlage, die zumeist aus Altersgründen zum letzten Mal betrieben wird. Da keine Rücksicht mehr auf die Regeneration der Pflanze genommen werden muss, kann auch die letzte Spargelstange gestochen und genossen werden.

Siebenschläfer

Um vorherzusagen wie das Wetter im Juli und August wird, kann man auf den 27. Juni, den Siebenschläfertag zurückgreifen. Eine von mehreren Varianten lautet, dass ‚Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt‘. Wie so oft lässt sich diese Prognose statistisch belegen – zumindest manchmal und in einigen Regionen – und gibt somit Befürwortern und Skeptikern der Bauernregel gleichermaßen Recht! Anders als im Fall der Schafskälte gibt es jedoch keinen Zusammenhang mit einem tierischen Namensgeber. Vielmehr stammt der Name der Legende nach aus der Zeit der Christenverfolgung und verweist auf eine Gruppe von Gläubigen, die in einer Berghöhle Zuflucht suchten, eingemauert wurden, jedoch nicht verstarben, sondern fast 200 Jahre schliefen, um dann entdeckt zu werden, aufzuerstehen und ihren Glauben an die Auferstehung der Toten zu bezeugen.

Woher genau die alten Bauernregeln stammen lässt sich mit Sicherheit nicht immer sagen. Ebenso wenig können wir im Vorfeld wissen, ob sie sich bewahrheiten oder nicht. In jedem Fall aber freuen wir uns alle auf einen guten Sommer 2021!

Mit gärtnerischen Grüßen
Ihr GUW-Team